Ortschronik Erlingen
Bereits der Name Erlingen läßt als typischer „-ingen-Ort“ den Schluß zu, daß die Anfänge dieses Gemeindeteils Meitingens in der alemannischen Landnahme im 5./6. Jahrhundert liegen. Die Bedeutung Erlingens lag in seiner Urmarksiedlung, von der in späterer Zeit weitere Orte gegründet wurden. Deutet man den Namen entsprechend der damaligen Bezeichnungen, so bezieht Erlingen seinen Namen von „zu den Leuten des Erl (edler Mann) oder Arilo“. Der Mark Erlingen war wohl auch das Gebiet von Herbertshofen, Meitingen, Biberbach, Markt, Eisenbrechtshofen, Achsheim und Langweid zuzurechnen. Als Siedlungskern erfolgten von hier aus die Gründungen von Feigenhofen, Salmannshofen, Affaltern und Aichertshofen.
Über diese ausgedehnte Mark findet sich eine erste Urkunde aus der Zeit um 1150. Bereits im gleichen Jahrhundert erfolgte ein schriftlicher Besitzerwechsel eines Gehöftes durch den Bischof Udalskalk (1190-1196) an das Domkapitel Augsburg. Vor dem Dreißigjährigen Kriege war das Gehöft Ehkirch als Einschichte der Siedlung Erlingen zum religiösen Mittelpunkt geworden. Dort stand die St.- Martins- Kirche, die Taufkirche für Erlingen, Herbertshofen und Meitingen war. Ihre Wurzeln reichen Jahrhunderte zurück, denn die „Kirche in der Aue“ wurde bereits um 1200 errichtet und zwar von einem Bauern namens „Maier“ mit Hilfe Straubinger Domkapitulars. Sie stand im Westen von Erlingen. Diese „Kirche in der Aue“ als „Öhkirch“ war dem heiligen Martinus geweiht und war Kulturmittelpunkt der folgenden 500 Jahre für die Siedlungen Erlingen, Herbertshofen und Meitingen.
Die Aufzeichnungen berichten neben der Kirche von einem Pfarrhof, Mesnerhaus, Maierhof und einer Mühle. Bereits 1618 bestand dort eine Schule, über deren Sanierung 1682 berichtet wird. In den Urkunden wird 1632 der Schulmeister Jakob Ernst aus Erlingen benannt, der zugleich den Mesnerdienst versah. Ab 1652 nennen die Taufbücher des Pfarrers Sebastian Wiedemann aus Biberbach bis 1754 insgesamt 12 Priester. Der Zahn der Zeit und die Unbilden der Witterung nagten stark an dieser Ursiedlung und ihren Gebäuden. Als das Augsburger Domkapitel 1752 den Beschluß faßte, eine neue Kirche zu errichten, zögerten die Erlinger mit dem Anbieten eines neuen, geeigneten Grundstückes. Der Bau der
Bereits im Mittelalter und der beginnenden Neuzeit verlagerte sich das kirchliche und schulische Geschehen sowie der Handel nach Osten zu den Siedlungen Herbertshofen und später Meitingen, die an der
Die Bevölkerungsstruktur veränderte sich, als die Einwohnerzahl des Ortes durch die Aufnahme vieler Heimatvertriebener anwuchs. Damit kamen auf die Gemeinde neue Probleme zu, die es galt, mit Tatkraft und Umsicht zu meistern. 1959 baute man ein eigenes
Anfang der 1990er Jahre wurde in Erlingen viel Wohnraum geschaffen; entsprechend stieg die Einwohnerzahl (1996 bei knapp 1.500 Einwohnern) darunter viele junge Familien. Den erhöhten Kinderzahlen Rechnung tragend, entstand in dieser Zeit ein Anbau für einen Kindergarten am bestehenden Schulhaus. Wenige Jahre später war der Trend allerdings wieder rückläufig, was sich besonders auf den Schulbetrieb auswirkte. Nach dem Versuch Jahrgangskombinierter Klassen entschied man sich 2012, die Erlinger Kinder „umzusprengeln“. Sie besuchen seit dem Schuljahr 2012 / 2013 die Grundschule in Meitingen. In das Erlinger Gebäude zog die schulvorbereitende Einrichtung ein, die sich speziell Kindern im Kindergartenalter widmet, die in der sprachlichen Entwicklung Defizite aufweisen.
Das Schulgebäude steht auch den Vereinen offen. Im Untergeschoss verfügen der Musikverein und der Obst- und Gartenbauverein über Räume, die ein lebendiges Vereinsleben sichern helfen. Vereinssinn und aktive Beteiligung am Dorfgeschehen bewiesen die Erlinger bereits mit dem Bau und der Erweiterung der Gymnastikhalle des Sportvereins Erlingen und mit der am 25. Mai 1995 eingeweihten „St. Martinskapelle“, erbaut als Gemeinschaftswerk der Ortsvereine. Aktiv machte sich auch der Schützenverein und die freiwillige Feuerwehr ans Werk: Stemmten die Floriansjünger mit viel Eigenleistung die Erweiterung des Feuerwehrhauses, bauten die Schützen komplett neu und schufen sich im Anbau an die Sportgaststätte ein Schützenheim mit modernem Schießstand.
Im Zuge des Ausbaus der B2 kam es im Ortsteil Erlingen zur Flur-Neuordnung. Durschneideschäden wurden behoben und das bestehende Wegenetz wurde angepasst. Doch damit nicht genug: Beim Ausbau der B2 wurden an der geplanten B2-Trasse bedeutende archäologische Funde entdeckt: Überreste von Holzhäusern, Siedlungsgruben, Brunnen und Gräbern hatten Jahrtausende überdauert. Das Fundmaterial geht bis rund 1.000 Jahre vor Christus zurück.
Blickt man auf die vergangenen 10 Jahre, stellt man fest, dass sich der Boom der 1990er Jahre wiederholt. In Erlingen konnten Bauflächen ausgewiesen werden, was zu reger Neubautätigkeit und Zuzügen vor allem junger Familien führte. Entsprechend ist von sinkenden Kinderzahlen gegenwärtig nichts mehr zu spüren, im Gegenteil. So hallt durch das alte Schulhaus wieder Kinderlachen.
Hier sind jetzt Krippe, Kindergarten und die SVE zu Hause. Über eine Vergrößerung wird derzeit nachgedacht. Gleichzeitig werden sich im Umfeld bauliche Veränderungen ergeben: Im Rahmen eines Dorferneuerungsprozesses soll hier ein attraktiver Ortskern entstehen, eine Dorfmitte, wo man sich gerne trifft. Erste Maßnahmen gab es bereits mit Spielplatz und der Grünanlage, die vor einigen Jahren vor der ehemaligen Schule geschaffen wurden. Nachdem die Kommune nun den Stadel in der Nachbarschaft erworben hat, ergibt sich hier eine neue Situation und neue Möglichkeiten. Hier bringen sich Bürgerinnen und Bürger, Vereinsvertreter mit ihren Ideen ein. Auf das Ergebnis des noch andauernden Prozesses darf man gespannt sein.